Machu Picchu

09.04.07

Ein Wochenende zwischen Shell, Valentinsclub und Teufelsnase

Da ich dieses Wochenende dank Ostern erstmals drei Tage am Stück freihatte, stand der erste längere Ausflug auf dem Programm. Einziger fester Planungs-Punkt: Eisenbahn von Riobamba zur Teufelsnase. Alles stand also im Zeichen der Spontanität und Improvisation.
Am Freitag-Morgen ging es mit dem Bus von Cuenca Richtung Riobamba, einer Stadt in der Mitte Ecuadors. Meine Sitznachbarin war eine US-Amerikanerin, Naomi. Nettes Gespräch während der insgesamt doch recht langen Fahrt. Auf jeden Fall bin ich dann nicht in Riobamba ausgestiegen sondern erst in Ambato, eine Stunde weiter nördlich. Dort wurde Naomi von einigen Leuten abgeholt, alles US-Amerikaner, ein Familienvater mit seinem elfjährigen Sohn mit Down-Syndrom, sowie einer anderen jungen Frau. Die Familie scheint sehr christlich zu sein, was genau sie hier machen, weiß ich nicht, auf jeden Fall haben sie gerne Gäste bei sich, zur Zeit wohnen drei junge Amis bei ihnen. Die eine arbeitet an einer Bibel-Übersetzung ins Quechua. Freundlicherweise wurde ich eingeladen, die Nacht in ihrem Haus zu verbringen, ein Bett hätten sie noch über. Und wo wohnen sie? Zwei Stunden von Ambato in östliche Richtung in einem kleinen Kaff namens Shell nahe bei Puyo. Genau, das ist schon Oriente, Dschungel. Auf dem Weg runter mussten wir einen langen Umweg machen, da wohl die Hauptstraße überspühlt war. So war es schon ziemlich dunkel und ich konnte nichts sehen von der Landschaft. Am nächsten Morgen hatten die Amis eine Kanutour angesetzt, also sind wir recht früh aufgestanden. Sie haben mich zum Busbahnhof nach Puyo gebracht, wo ich in den Bus nach Ambato eingestiegen bin. Eine schöne Sache, irgendwo, wo man gerade ist, auf gastfreundliche und nette Menschen zu treffen. Die Busfahrt von Puyo die Berge hoch war dann unglaublich beeindruckend, auch wenn es stark geregnet hat. Die tropische Vegetation am Wegesrand und weiter oben dann Nebelwälder. Schade, dass ich keine Gelegeneheit hatte, mehr vom Urwald zu sehen.
Von Ambato bin ich dann weitergefahren nach Riobamba. Ein Hotelzimmer gesucht und gefunden, 5,50 die Nacht. Tourismustour durch das Zentrum, wirklich sehr schön und sehenswert. Im Laufe des Nachmittags auch zum Bahnhof, wo sich schon angedeutet hat, dass es Probleme geben würde.
Am Abend, nach einem schönen Abendessen, habe ich mich dann noch zu einem Bierchen in den San Valentin's Club gesetzt, wo ich mit einem Koreaner namens Sun, den ich schon am Bahnhof gesehen hatte, geplaudert habe. Besonderes Highlight: Ein absolut sturzbetrunkener "Cowboy", der alle paar Minuten quer durch die Bar getorkelt kam. Irgendwie kamen wir darüber ins Gespräch mit einigen Ecuatorianern. Nicht alle von ihnen absolut sympathisch. Das Gespräch war aber dennoch sehr interessant, gesponsort von den Drinks, die einer der Ecuatorianer ausgegeben hat. Auch lustig das Dolmetschen von Englisch mit koreanischem Akzent zu Spanisch und andersrum. Der Koreaner reist durch Südamerika mit der Absicht ein Buch über die Reise zu schreiben. Im Laufe des Abends wurden wir dann überredet, mit in eine Disco zu kommen. Dort habe ich dann einige Stunden mit der wirklich sehr netten Adriana aus Quito getanzt. Als ich dann um halb drei am Hotel ankam, war nicht nur die Tür verschlossen, sondern auch das Garagentor heruntergelassen. Ich hatte mich fast schon damit abgefunden, die Nacht draußen zu verbringen, als mich ein Passant, Teilnehmer an einer Tanzveranstaltung nebenan, darauf aufmerksam gemacht hat, dass man einfach laut an die Tür bollern muss. Nach zehn Minuten Bollern wurde mir dann tatsächlich aufgemacht und ich konnte mich über zweieinhalb Stunden Schlaf freuen.
Wecker um 5:30 Uhr, um auch den Zug zu kriegen, der normalerweise um sieben abfährt. Fuhr aber keiner ab, da es wohl irgendwelche Gleisprobleme zwischen Riobamba und Alausí gab. Dafür fuhr ein Busunternehmen alle potentiellen Zugfahrtinteressierten nach Alausí, einem kleinen Ort zwei Stunden südlich von Riobamba. Dort konnten wir dann Tickets kaufen für das besondere Erlebnis Teufelsnase, Nariz del Diablo. Und zwar fährt eine Art Schienenbus die einstmals "schwierigste Eisenbahn der Welt" runter bis zur Teufelsnase, einem Bergvorsprung, der einer gigantischen Nase ähnelt. Spektakulär einerseits die Landschaft, andererseits die Streckenführung, da es zum Teil im Zick-Zack-Kurs den Berg runtergeht. An der Teufelsnase angekommen, geht es dann direkt wieder hoch. Besonders ist das Auf-dem-Dach-Sitzen, wegen der großen Touristenmenge nur auf der einen Hälfte der Fahrt möglich, dann wird getauscht. Auf jeden Fall eine absolut spektakuläre, lohnenswerte Fahrt; schade, dass der Weg von Riobamba nach Alausí nicht zu fahren war, das hätte es irgendwie vollständiger gemacht.
Zurueck in Alausí ging es dann nach einem Mittagessen mit dem Bus nach Cuenca. Bemerkenswert finde ich, dass man überall viele nette Menschen treffen kann, neben den bereits erwähnten sind noch ein Deutscher und zwei Schweizer vom Teufelsnasen-Abschnitt zu nennen, mit denen ich ebenfalls angenehme Gespräche gefuehrt habe.

Fanesca

Fanesca heißt das traditionelle Osteressen in Ecuador: Gemüsuppe mit Trockenfisch..
Zum Fanesca-Essen gab es in der Fundación ein kleines Familienfest. Unter anderem mit einem Lied: Sólo le pido a Dios.. Nicht nur ein gutes Lied, hat auch Spaß gemacht vorzubereiten und zu spielen.
Auf dem dritten Foto ist die versammelte Familie Quizhpi zu sehen..